Out-Law News Lesedauer: 2 Min.
21 May 2021, 3:54 pm
Das Wasserstoff-Förderprogramm „H2 Global“ ist startbereit: Mit einem mit 900 Millionen Euro gefüllten Fördertopf sollen Lieferketten aufgebaut und Wasserstofftechnologien für Unternehmen attraktiv werden.
Die Bundesregierung setzt eine weitere Maßnahme aus ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie um: Mit „H2 Global“ sollen die globale Wasserstoffproduktion angekurbelt, internationale Wasserstoff-Lieferketten aufgebaut und der Markt für Wasserstoff und wasserstoffbetriebene Technologien vorbereitet werden. Im Nachtragshaushalt wurden 900 Millionen Euro für das Projekt freigemacht, die Mittel können auf zehn Jahre gestreckt werden – denn durch H2 Global sollen langfristige, auf einen Zeitraum von zehn Jahren angelegte Lieferbeziehungen zwischen der deutschen Industrie und Wasserstoffproduzenten im Ausland aufgebaut werden.
„H2 Global ist ein wichtiger Meilenstein, um die Ziele der Nationalen Wasserstoffstrategie, insbesondere den dauerhaften Import von Wasserstoff, zu erreichen“, so Alice Boldis, Expertin für Großprojekte im Energiesektor bei Pinsent Masons, der Kanzlei hinter Out-Law. „Der Förderaufruf eröffnet inländischen Unternehmen zumindest eine Möglichkeit, auf die Nutzung von grünem Wasserstoff als Energieträger umzusteigen, ohne hohe wirtschaftliche Einbußen gegenüber dem Status quo befürchten zu müssen.“
Der Einsatz von grünem Wasserstoff soll dabei helfen, die Energiewende voranzutreiben und in Deutschland Treibhausgasneutralität zu erreichen. So können beispielsweise Industrieanlagen und Fahrzeuge mit Wasserstoff betrieben werden. Beim Verbrennen erzeugt Wasserstoff nahezu keine Abgase. Einige Experten halten wasserstoffbasierte Technologien daher für den Schlüssel zu mehr Klimafreundlichkeit. Allerdings sind große Mengen an Strom nötig, um Wasserstoff überhaupt herstellen und als Energieträger nutzen zu können. Stammt dieser Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne, spricht man von grünem Wasserstoff.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass Deutschland aufgrund der klimatischen Gegebenheiten nicht in der Lage sein wird, seinen künftigen Bedarf an grünem Wasserstoff durch die inländische Produktion zu decken. Daher werde Deutschland darauf angewiesen sein, grünen Wasserstoff aus Ländern mit besseren Produktionsbedingungen, insbesondere mit einem erhöhten Aufkommen an Wind- und Sonnenergie, zu importieren. Noch lohnt sich die Produktion von grünem Wasserstoff für viele Länder allerdings nicht, da es bislang zu wenig Abnehmer dafür gibt – schließlich kommen wasserstoffbasierte Technologien bislang kaum zum Einsatz. Sie gelten derzeit noch als zu kostspielig im Vergleich zu traditionellen, oft umweltschädlicheren Technologien. An diesem Punkt setzt H2 Global an: Da es in Deutschland laut Bundesregierung kaum Abnehmer von grünem Wasserstoff zum aktuellen Marktpreis gibt, wird ein Überbrückungsinstrument geschaffen, bis die Zahlungsbereitschaft steigt.
Das Konzept sieht vor, dass eine Stiftung grünen Wasserstoff im Ausland über Auktionen zum geringstmöglichen Preis und mit langfristigen Verträgen ankauft. Dieser Wasserstoff soll dann in Deutschland über jährliche Auktionen zum höchstmöglichen Preis an Unternehmen weiterverkauft werden. Die Differenz von Ankaufs- und Verkaufspreis soll über zehn Jahre hinweg durch den Bund ausgeglichen werden. Deutsche Unternehmen können den Wasserstoff also zehn Jahre lang zu einem wirtschaftlich rentablen Preis beziehen – genau hier kommen die 900 Millionen Fördergelder zum Einsatz. Die Wasserstoffauktionen sollen über einen Zwischenhändler, die Hydrogen Intermediary Company, nach den Vorgaben der noch zu gründenden H2 Global-Stiftung abgewickelt werden.
Durch diese Form der Förderung sollen langfristige Verträge für die Abnahme des international hergestellten Wasserstoffs zu einem Preis entstehen, der einer Förderung nicht mehr bedarf.
Zugleich arbeitet das Bundesumweltministerium an einem Förderprogramm, dass die Nachfrage nach Wasserstoff in der Industrie erhöhen soll und so mit H2 Global ineinandergreifen wird.
Out-Law News
18 May 2021