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EU und Deutschland forcieren Ausbau von erneuerbarer Offshore-Energie


Deutschland erhöht die Ausbauziele für die Gewinnung von Windenergie auf See, die EU will mit ihrer Strategie für erneuerbare Offshore-Energie einen weiteren Baustein für ein klimaneutrales Europa legen. Experten werten das als positive Signale an die Branche.

Die EU will bis 2050 klimaneutral werden. Um aufzuzeigen, welche Rolle der Ausbau von erneuerbaren Energiequellen auf See dabei spielen soll, hat die Europäische Kommission nun ihre Strategie für erneuerbare Offshore-Energie vorgelegt.

 

Damit das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden kann, müssen laut Schätzungen der EU-Kommission bis dahin ganze 300 Gigawatt (GW) an Leistung in Offshore-Windenergieanlagen und 40 GW Leistung in anderen Technologien zur Produktion von erneuerbarer Energie in europäischen Gewässern installiert sein; davon bereits bis 2030 60 GW beziehungsweise 1 GW. Zu den anderen Technologien zählt die EU-Strategie solche für Meeresenergie wie Wellen- oder Gezeitenenergie, schwimmende Photovoltaikanlagen sowie die Nutzung von Algen zur Herstellung von Biokraftstoffen.

Eine Reihe von Maßnahmen soll den Weg zu diesen Ausbauzielen ebenen: Unter anderem ist der Strategie zu entnehmen, dass sich die Mitgliedstaaten in Zukunft bei der Planung von Flächen und Netzen für Offshore-Energien untereinander besser koordinieren sollen. Auch soll der Ausbau stärker durch die EU gefördert und der Rechtsrahmen für staatliche Beihilfen überprüft sowie bei Bedarf angepasst werden. Zudem sollen europaweite Liefer- und Wertschöpfungsketten ausgebaut und die Forschung vorangetrieben werden, insbesondere Produktionskapazitäten und Hafeninfrastrukturen gelte es zu verbessern.

„Im Einklang mit der Festlegung der EU auf den Ausbau und die Nutzung von Offshore-Energien als Priorität, führt auch Deutschland für die Offshore-Windenergie mit der Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes höhere Ausbauziele ein“, so Alice Boldis, Expertin für Großprojekte im Energiesektor bei Pinsent Masons, der Kanzlei hinter Out-Law. „Diese Entwicklung zeigt die Bedeutung des Offshore-Sektors für die Realisierung der Dekarbonisierungsziele Europas und ist auch ein sehr positives Signal an die Branche, gerade in einer Zeit, in der Deutschland eine ‚Ausbaudelle‘ durchlebt, die noch bis 2025, 2026 anhalten wird.“   

Die Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) hatte der Bundestag Anfang November verabschiedet. Statt des ursprünglichen Ausbauziels von 15 GW bis 2030, sieht die Novellierung des WindSeeG nun 20 GW bis 2030 und 40 GW bis 2040 vor. Um sicherzustellen, dass das neue Ziel von 20 GW bis 2030 erreicht wird, muss eine Gesamtkapazität von 9,2 GW durch die jährlichen Ausschreibungsrunden ab 2021 ausgeschrieben, vergeben und realisiert werden.

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, äußerte sich zu Strategie der EU: Sie setze die ersten richtigen Impulse für die Branche. Allerdings dürfe „das Zwischenziel von 60 GW Offshore-Windenergie bis 2030 nur als Mindestmaß gesehen werden, da allein die Bundesregierung mit dem gerade novellierten Windenergie-auf-See-Gesetz für Deutschland eine installierte Leistung von 20 GW bis 2030 in Nord- und Ostsee anstrebt.“

Die EU-Kommission geht davon aus, dass bis 2050 fast 800 Milliarden Euro in den großflächigen Einsatz von Technologien für erneuerbare Offshore-Energie investiert werden müssen, davon sollen etwa zwei Drittel auf die Finanzierung der zugehörigen Netzinfrastruktur entfallen, ein Drittel ist für die Offshore-Stromerzeugung vorgesehen. Zur Überwindung des Problems unzureichender Offshore-Netze soll auch die Offshore-Erzeugung von grünem Wasserstoff und dessen Transport über Wasserstoffpipelines gefördert werden. In Deutschland werden mit den Änderungen des WindSeeG bereits die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wasserstoffproduktion auf See angepasst.

„Die Strategie lässt tatsächlich auch große Hoffnungen erkennen, dass der Ausbau des Offshore-Sektors auch jenseits von netzgebundenen Offshore-Windparks voranschreiten kann“, so Christian Lütkehaus, Experte für Großprojekte im Energiesektor bei Pinsent Masons. „Besondere Bedeutung wird dabei der weiteren Entwicklung im Bereich ‚Power-to-X‘ und vor allem der Wasserstoffproduktion und -wirtschaft zukommen. Denn dies dürfte der einzige Weg sein, die Bremswirkung des im Verhältnis deutlich langsameren Netzausbaus jedenfalls teilweise zu beseitigen.“

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