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Deutschlands Potenzial für Energiegewinnung auf See überschreitet Ausbauziele


Eine neue Studie zeigt, dass Deutschland viel mehr Offshore-Wind produzieren könnte als bislang geplant.

Eine neue Bedarfs- und Potentialanalyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff durch Windenergie auf See ergibt, dass es mit dem kürzlich in Kraft getretenen Raumordnungsplan möglich wäre, über 60 Gigawatt (GW) Offshore-Leistung vor der deutschen Küste zu installieren, sofern alle darin enthaltenen Potentiale inklusive des befristeten Vorranggebietes Schifffahrt konsequent ausgenutzt würden.

Der dort erzeugte Strom könnte auch für die Gewinnung von grünem Wasserstoff eingesetzt werden, der sich dadurch auszeichnet, dass er ausschließlich mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird. Die Studie wurde durch die die Deutsche WindGuard erstellt und von der Stiftung Offshore-Windenergie im Rahmen eines niedersächsischen Förderprogramms in Auftrag gegeben. Um die in der Studie beschriebenen Potentiale auszuschöpfen, bedürfe es jedoch nach der Bundestagswahl der richtigen politischen Entscheidungen und regulatorischen Weichenstellungen, teilte das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz mit.

„Es ist viel mehr Offshore-Windkraft möglich, als wir uns in Deutschland bisher vorgenommen haben“, so der niedersächsische Umwelt- und Energieminister Olaf Lies. „Zum Vergleich: Diese 60 Gigawatt würden in etwa die erzeugte Strommenge von 60 großen Kohlekraftwerken überflüssig machen.“ Angesichts der bisher installierten Leistung von nur rund 7,5 GW (Stand 2020) laufe Deutschland jedoch die Zeit davon. Daher sei es notwendig, neue, dem Potenzial entsprechende Ausbauziele festzulegen: 40 GW bis 2040 seien nicht ausreichend.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte Ende 2020 den Flächenentwicklungsplan für Nord- und Ostsee aktualisiert, am 1. September dieses Jahres trat auch der fortgeschriebene  Raumordnungsplan für die deutsche ausschließliche Wirtschaftszone in der Nordsee und in der Ostsee (PDF/259 KB) in Kraft. Er bietet dem Innenministerium zufolge Spielraum für bis zu 43 GW installierte Leistung vor der deutschen Küste. So sollen die Ausbauziele für 2030 und 2040 erreicht werden, denn bis 2040 soll die installierte Leistung von Windenergieanlagen auf See auf insgesamt 40 Gigawatt gesteigert werden. Die Studie der der Deutsche WindGuard ergab jedoch, dass das Potenzial deutlich über dieser Marke läge, würden auch Gebiete mit einbezogen, die befristet noch vorrangig für die Schifffahrt vorgesehen sind. Die über dem Ausbauziel liegende Leistung könnte für die Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden.

Karina Würz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Wind, forderte die kommende Bundesregierung daher auf, ausreichend Meeresflächen für die Offshore-Wasserstoffproduktion auszuweisen: Der Studie zufolge könnten jährlich über 1,2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs produziert werden, was umgerechnet bis zu 44,2 Terrawattstunden (TWh) entspräche. Die Nationale Wasserstoffstrategie sieht hingegen vor, dass Deutschland bis 2040 lediglich 28 TWh Wasserstoff produziert.

„Zudem hätte die Wasserstoffproduktion auf See den Vorteil, dass hierfür nicht zwingend eine elektrische Anbindung ans Festland benötigt wird, da die Sicherstellung der Netzanbindung der zukünftigen Offshore-Windparks eine der größten Herausforderungen zum Erreichen der Ausbauziele darstellt“, so Alice Boldis, Expertin für Großprojekte im Energiesektor bei Pinsent Masons, der Kanzlei hinter Out-Law. „Neben einer elektrischen Anbindung kommt auch eine Anbindung über Pipelines in Betracht und hierfür könnten sogar die bestehenden Erdgaspipelines zum Transport des Wasserstoffs genutzt werden.“

Erst heute ist die Verordnung zur Vergabe von sonstigen Energiegewinnungsbereichen in der ausschließlichen Wirtschaftszone (SonstEGBV-E) in Kraft getreten. Sie legt erstmalig Kriterien für die Vergabe von Flächen auf See fest, auf denen mit Windenergie Wasserstoff gewonnen werden soll. Der Flächenentwicklungsplan weist derzeit eine solche Fläche in der Nord- und eine in der Ostsee aus. Die Stiftung Offshore-Windenergie sieht in der Verordnung einen wichtigen Meilenstein, wies aber zugleich darauf hin, dass dringend weitere Flächen für die Wasserstoffproduktion auf See ausgewiesen werden sollten.

Der Einsatz von Wasserstoff soll laut Bundesregierung dabei helfen, die Energiewende voranzutreiben und in Deutschland Treibhausgasneutralität zu erreichen. Beim Verbrennen erzeugt Wasserstoff nahezu keine Abgase. Experten halten wasserstoffbasierte Technologie daher für den Schlüssel zu mehr Klimafreundlichkeit. Allerdings sind große Mengen an Strom nötig, um Wasserstoff überhaupt herstellen und als Energieträger nutzen zu können.

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