Out-Law News Lesedauer: 2 Min.
04 Aug 2021, 8:28 am
Eine Millionen Elektrofahrzeuge sind nun in Deutschland zugelassen, die Hälfte davon ist rein batteriebetrieben. Zugleich sinkt der Absatz von Dieselfahrzeugen.
Im Juli wurden in Deutschland etwa 57.000 Elektrofahrzeuge neu zugelassen – das geht aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes hervor. Somit sind nun insgesamt eine Millionen Elektrofahrzeuge für deutsche Straßen zugelassen. Mehr als die Hälfte davon verfügen über rein elektrischen Antrieb, die Übrigen sind Plug-In-Hybride sowie Brennstoffzellenfahrzeuge. Der Dieselanteil bei Neuzulassungen fiel hingegen auf 19,9 Prozent – laut dem Handelsblatt der niedrigste Wert seit Jahrzehnten.
Ausschlaggebend für den sprunghaften Anstieg der Elektromobilität ist dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge die am 8. Juli 2020 eingeführte Innovationsprämie, mit der die Bundesregierung den Umweltbonus – ihre Förderung beim Kauf eines Elektrofahrzeugs – verdoppelt hat. Seither können für Elektrofahrzeuge, die einen Nettolistenpreis unter 40.000 Euro haben, bis zu 9.000 Euro als Fördersumme beantragt werden, für Hybrid-Autos sind es 6.750 Euro. Für Elektrofahrzeuge über 40.000 Euro Nettolistenpreise sind bis zu 7.500 Euro Förderung bei reinen Elektrofahrzeugen und bis zu 5.625 Euro bei Hybrid-Autos möglich.
„Aufgrund dieser günstigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen wittern bisher unbekannte Hersteller aus den USA und China hierzulande ihre Chance und bereiten den Markteinstieg vor“, so Dr. Stephan Appt, Automotive-Experte bei Pinsent Masons, der Kanzlei hinter Out-Law. „Während solche Unternehmen vor allem versuchen werden, über kompetitive Preise im deutschen Markt Fuß zu fassen, haben diese neuen Marktteilnehmer im Vergleich zur etablierten Autoindustrie den Nachteil, sich erst einmal auch mit den hiesigen rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut machen zu müssen. Themen wie Produkthaftung, Anforderungen an Cyber-Security und der rechtlich abgesicherte Umgang mit Daten sind nur Beispiele.“
Seit Mitte 2020 hat die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Deutschland einen deutlichen Sprung gemacht: Das Bundeswirtschaftsministerium teilte mit, dass das zweite Halbjahr 2020 von neuen Rekorden bei den monatlichen Neuzulassungen geprägt gewesen sei. Auch in den ersten sieben Monaten 2021 wurden mit mehr als 350.000 Elektro-Pkw etwa so viele E-Fahrzeuge neu zugelassen wie im gesamten Jahr 2020. Insgesamt fahren heute auf deutschen Straßen etwa 60 Prozent mehr Elektrofahrzeuge als noch Ende 2020.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zufolge ist das jedoch nur der Anfang: Bis 2030 müssten 14 Millionen E-Fahrzeuge auf die Straße, um die Klimavorgaben zu erreichen. Daher sei es insbesondere wichtig, auch für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu sorgen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kündigte zudem an, den Innovationsbonus bis Ende 2025 zu verlängern.
„Das Ziel ist, dass E-Mobilität bis 2030 einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leistet und unsere Autoindustrie und ihre Beschäftigten die Transformation erfolgreich meistern. Das schafft schon heute neue Wertschöpfung und Beschäftigung, beispielsweise im Bereich der Batteriefertigung“, so Altmaier.
Die Bundesregierung fördert den Umstieg auf Elektromobilität nicht allein durch den Umweltbonus und die Innovationsprämie. Andere Maßnahmen zielen beispielsweise auf einen beschleunigten Aufbau der Lade-Infrastruktur für E-Fahrzeuge ab. Ein Schwerpunkt in der Industriepolitik des BMWi ist zudem der Aufbau einer heimischen Batteriewertschöpfungskette, da Experten zufolge insbesondere die COVID-19-Pandemie aufgezeigt hat, wie groß die Abhängigkeit Deutschlands von Zulieferern im Ausland auf diesem Gebiet ist und wie fragil die Lieferketten zugleich sein können.
„Dieses Problem wird aktuell in einem anderen Bereich besonders deutlich: Aufgrund von Liefer- und Produktionsengpässen fehlen den hiesigen Automobil-Herstellern derzeit vor allem die Halbleiter, die dringend benötigt werden, um vernetzte Fahrzeugen produzieren zu können“, so Dr. Appt. „Hier entstehen derzeit enorme Schäden. Rechtliche Auseinandersetzungen zur Frage, wer hierfür verantwortlich zu machen ist, sind vorprogrammiert.“