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Rechenzentren in Deutschland: Frankfurt stellt neues Regulierungskonzept vor


Frankfurt will mit einem neuen Städtebau-Konzept „Wildwuchs“ bei Rechenzentren vermeiden. Zugleich müssen aber auch auf Bundesebene Lösungen gefunden werden, damit Deutschland sich als Standort für Rechenzentren im internationalen Wettbewerb behaupten kann. 

In Frankfurt liegt einer der größten Internetknoten der Welt: Am DE-CIX laufen rund tausend internationale Netze zusammen. Unter anderem aus diesem Grund, aber auch wegen der hohen Nachfrage für schnellen Datentransfer durch die Finanzbranche, haben sich zahlreiche Rechenzentren in der Stadt niedergelassen: Die Mainmetropole ist bundesweiter Hotspot für Rechenzentren, insgesamt gibt es mehr als 60 sogenannte Colocation-Rechenzentren, die Rechenzentrumsfläche für Unternehmen zum Betrieb ihrer Informationstechnik zur Verfügung stellen, von unternehmenseigenen Rechenzentren ganz zu schweigen.

Neben Metropolen wie London, Amsterdam, Paris und Dublin zählt Frankfurt zu den größten Standorten für Rechenzentren in Europa. Die Stadt will die Entwicklung allerdings steuern, der Magistrat will ein entsprechendes städtebauliches Konzept vorlegen.

Laut Angaben der Stadt Frankfurt sind 65 Hektar Grundstücksfläche bereits durch Rechenzentren belegt, Tendenz steigend – die Branche entwickelt sich weit schneller als Experten noch vor sieben Jahren prognostiziert hatten. Auch im umliegenden Rhein-Main-Gebiet entstehen immer mehr Cluster für Rechenzentren. Die COVID-19-Pandemie sorgt für zusätzliches Wachstum, denn Video-Konferenzen, digitaler Unterricht und die gestiegene Nachfrage nach Online-Spielen und Streaming erfordern zusätzliche Rechenleistung. Zudem sehen sich viele deutsche Unternehmen angesichts der bestehenden Anforderungen an Datenschutz und -sicherheit dazu veranlasst, ihre Daten im Inland zu verarbeiten, was ebenfalls den Bau neuer Rechenzentren fördert.

Frankfurt begrüßt Rechenzentren zwar weiterhin und möchte seinen Status als Deutschlands Internet-Hauptstadt wahren, will aber zugleich Vorkehrungen treffen, damit die ohnehin hart umkämpften Flächen in der Stadt nicht noch knapper und andere Unternehmen nicht aus den Gewerbegebieten vertrieben werden. Daher sollen Rechenzentren in Zukunft mehr in die Höhe als in die Breite wachsen.

Auch der hohe Energieverbrauch von Rechenzentren stellt ein Problem dar, das Frankfurt durch Konzepte der Abwärmenutzung lösen will, denn Rechenzentren erzeugen große Hitze, die in benachbarten Wohngebieten als Energiequelle genutzt werden könnte. So ließe sich die Energiebilanz von Rechenzentren verbessern.

Die Technik von Rechenzentren wird zwar auch an sich effizienter und stromsparender – tatsächlich liegt Deutschland laut einer Studie des Netzwerks energieeffiziente Rechenzentren (Ne-RZ) aus dem Jahr 2018 bei der Entwicklung energieeffizienter Rechenzentren sogar international in Führung – doch der Online-Datenverbrauch wächst schneller als der technische Fortschritt. Ein einzelnes neues Rechenzentrum benötigt inzwischen nach Angaben der Stadt Frankfurt häufig mehr als zehn Megawatt Anschlussleistung, große Rechenzentren sogar weit mehr als das.

Zudem wächst der Rechenstandort Deutschland laut Ne-RZ-Studie im internationalen Vergleich nur durchschnittlich und könnte langfristig sogar an Bedeutung verlieren, denn der Frankfurter Raum ist mit seinem dynamischen Wachstum bundesweit gesehen eher eine Ausnahmeerscheinung. Zwar bietet Deutschland einer Umfrage unter den Rechenzentrumsbetreibern zufolge als Standort viele Vorteile, unter anderem durch eine sehr zuverlässige Stromversorgung, den Datenschutz und die Rechtssicherheit, deutliche Nachteile sieht die Branche im Vergleich zu anderen Ländern jedoch beim hohen Strompreis und den langwierigen Genehmigungsprozessen.

Es sind wahrscheinlich diese Faktoren, die dazu führen, dass internationale Cloud-Anbieter in Deutschland bisher wenige große Mega- oder Hyperscale-Rechenzentren aufbauen. Für derartige Projekte sind die Niederlande und Skandinavien die bevorzugten Standorte, denn dort gibt es Strategien und Fördermaßnahmen für den Rechenzentren-Ausbau, insbesondere auch beim Strompreis.

Laut einer Preisanalyse des Digitalverbands Bitkom bezahlten Rechenzentrumsbetreiber 2019 in keinem anderen Land in Europa so hohe Steuern, Abgaben und Netzentgelte für Strom wie in Deutschland, dort waren es 113,11 Euro pro Megawattstunde (MWh). Am günstigsten waren die Nebenkosten in den Niederlanden mit 17,08 Euro pro MWh, in Schweden waren es 17,70 Euro pro MWh, in Finnland 21,97 Euro. „Während die Grundpreise für Strom in Europa recht ähnlich sind, werden die Nebenkosten aus Abgaben, Steuern und Netzentgelten von der Politik festgelegt. Größter Preistreiber in Deutschland ist die EEG-Umlage. Im Gegensatz zu anderen energieintensiven Sektoren sind deutsche Rechenzentren davon nicht befreit“, so Bitkom im Januar 2020.

Um im internationalen Vergleich auch in Zukunft bestehen zu können, wird es daher nötig sein, bundesweit neue Strategien zu entwickeln und Lösungen zu finden, von denen Umwelt, Gesellschaft und die Digitalwirtschaft gleichermaßen profitieren, damit Deutschland bei der digitalen Transformation Schritt hält und ein attraktiver Standort für Rechenzentren bleibt.

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