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Unternehmen sollten ihre Strategie anpassen, um Arbeitskräftemangel zu überwinden

Unternehmen sollten ihre Strategie anpassen um Arbeitskrftemangel zu berwinden


Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist schon längst ein globales Problem geworden. Weltweit sehen sich Unternehmen gezwungen, ihre Strategie zu überdenken, um Talente zu finden und zu halten.

Die Gründe, warum es für Arbeitgeber immer schwieriger wird, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten, sind vielfältig und variieren von Land zu Land und von Branche zu Branche. Einige der offensichtlichsten Gründe sind der demografische Wandel, die Globalisierung und eine veränderte Haltung zu Arbeit und Karriere in Folge der Pandemie, aber auch regionale Ursachen wie beispielsweise der Brexit spielen eine Rolle.

In einer Umfrage der ManpowerGroup aus dem dritten Quartal 2021 meldeten 69 Prozent der befragten Unternehmen weltweit einen Talentmangel im Jahr 2021. Im Jahr 2013 waren es nur 35 Prozent. Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage von SD Worx, einem in Belgien ansässigen Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Humanressourcen, haben außerdem 42 Prozent der europäischen Arbeitgeber Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu gewinnen. Mehr als die Hälfte der europäischen Arbeitgeber gab an, dass es noch nie so schwierig war, sich als attraktiver Arbeitgeber im Kampf gegen den derzeitigen Arbeitskräftemangel zu positionieren. In Australien hat ein Drittel aller Unternehmen Schwierigkeiten, geeignete Arbeitskräfte zu finden, und eine kürzlich durchgeführte Umfrage über Arbeitskräfte im asiatisch-pazifischen Raum zeigt, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern verschiebt, da die überwiegende Mehrheit der befragten Arbeitnehmer plant, innerhalb der nächsten zwölf Monate eine Beförderung oder eine Gehaltserhöhung zu verlangen. Auch die große Kündigungswelle, die bereits 2021 in den Vereinigten Staaten zu beobachten war, hat andere Kontinente erreicht und führt zu steigender Arbeitnehmer-Fluktuation, beispielsweise in Europa und Australien.

Dauerhaft unbesetzte Stellen, hohe Fluktuation und das wiederholte Einstellen und Einarbeiten neuer Beschäftigter stellen Unternehmen vor große Herausforderungen und verursachen hohe Kosten. Dementsprechend suchen Betriebe derzeit händeringend nach Möglichkeiten, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu halten. Infolgedessen ist der Arbeitsmarkt heute stark bewerberorientiert: Qualifizierte Arbeitssuchende können oft zwischen verschiedenen Stellenangeboten wählen, und die Unternehmen müssen ihre Strategien an diese neue Situation anpassen.

Attraktive Vergütungsregelungen allein reichen nicht mehr aus; moderne Arbeitgeber müssen mehr bieten, da Arbeitnehmer und Arbeitssuchende höhere Löhne, bessere Sozialleistungen und eine bessere Work-Life-Balance anstreben. Es ist wichtiger denn je, sich darauf zu konzentrieren, die richtigen Mitarbeiter anzuwerben und zu binden. Eine effiziente und fortschrittliche Personalstrategie muss einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der damit beginnt, dass man weiß, was die Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber erwarten.

Allgemeines Umdenken

Um die richtigen Talente anzuziehen, sollten Arbeitgeber sich selbst als Bewerber für Talente begreifen, ebenso, wie sie Arbeitsuchende als Bewerber für Stellen betrachten. Unternehmen müssen ihr Bestes tun, um schon zu Beginn des Einstellungsverfahrens – oder sogar noch früher – einen guten Eindruck bei potenziellen Bewerbern zu hinterlassen. Dementsprechend wird es immer wichtiger, eine Arbeitgebermarke zu schaffen und einen guten Ruf aufzubauen.

Bei der Entscheidung, wo sie arbeiten möchten, greifen Bewerber nicht mehr nur auf Statistiken über die Leistung des Unternehmens und die jährliche Gehaltsabrechnung der Mitarbeiter zurück. Es fällt auf, dass Fragen zu Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung (ESG) bei der Wahl des Arbeitsplatzes mittlerweile ganz oben auf der Tagesordnung stehen.

Auch der Bewerbungsprozess an sich ist entscheidend: Arbeitgeber sollten sich in der Anzeige und im Vorstellungsgespräch angemessen verhalten und die gesetzlichen Bestimmungen wie Antidiskriminierungsgesetze und Datenschutz einhalten. Auch ist es wichtig, während des Vorstellungsgesprächs genau zuzuhören, was der Bewerber von einer Stelle erwartet, und es zu vermeiden, falschen Erwartungen zu wecken.

Diversität als Vorteil

Ein diskriminierungsfreier Einstellungsprozess ist in vielen Ländern nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern lohnt sich auch für den Arbeitgeber, da sowohl das Unternehmen als auch seine Mitarbeiter von der Vielfalt und Gleichbehandlung am Arbeitsplatz profitieren. Wenn Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenarbeiten, sind ihre Ansichten und Entscheidungen oft ausgewogener, und das Arbeitsklima ist offener und integrativer. Arbeitgeber, die für Vielfalt sorgen und Maßnahmen zur Vermeidung von Diskriminierung und Ungleichbehandlung ergreifen, schaffen ein ausgeglichenes und produktives Arbeitsumfeld. Außerdem können Diskriminierung und Ungleichbehandlung Gründe dafür sein, dass Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlassen, so dass eine Vermeidung eben dieser Personalfluktuation und die damit verbundenen Kosten verringern kann.

Bedürfnisse älterer Mitarbeiter berücksichtigen

Arbeitgeber können von den Fähigkeiten, der Erfahrung, dem Wissenstransfer, dem Netzwerk und der Meinungsvielfalt profitieren, die ältere Menschen an den Arbeitsplatz mitbringen. Um dies zu erreichen, sollten sie sich auf die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter einstellen.

Arbeitgeber sollten für altersbedingte Veränderungen wie die Wechseljahre sensibel sein und die von den Symptomen betroffenen Arbeitnehmer angemessen unterstützen. Da viele Arbeitnehmer gerade in dieser Altersgruppe ihren Arbeitsplatz frühzeitig verlassen, um sich um Angehörige zu kümmern, kann es für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen von Vorteil sein, flexible Arbeitszeiten, bezahlten Urlaub für pflegende Angehörige und Altersteilzeit anzubieten. Arbeitgeber können auch Mentorenprogramme einrichten, um den Wissensaustausch und die Interaktion zwischen den Generationen am Arbeitsplatz zu fördern und negative Stereotypen zu überwinden.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Work-Life-Balance und Flexibilität haben für potenzielle Arbeitnehmer an Bedeutung gewonnen: Für fast drei Viertel der Arbeitnehmer hat eine gute Work-Life-Balance Priorität, und die meisten wollen bei der Wahl des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeit flexibel sein. Es gibt verschiedenste Instrumente, die genutzt werden können, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, solange  die jeweiligen nationalen Gesetze berücksichtigt werden, wenn Instrumente wie beispielsweise Sabbaticals, unbefristete Urlaubsvereinbarungen, die Vier-Tage-Woche, Jobsharing und hybride Arbeitsformen angeboten werden.

Vergütungssysteme als Anreiz

Es ist nicht allein das Gehalt, das zählt, aber dennoch ist die Bezahlung ein entscheidender Faktor für potenzielle Arbeitnehmer. Allerdings ist der Wettbewerb in vielen Bereichen hart geworden, und die Gewährung eines soliden regelmäßiges Einkommens allein reicht nicht mehr aus, um im Rennen um Talente zu bestehen und sie langfristig zu halten. Viele Arbeitgeber gehen dazu über, langfristige Anreizmodelle wie Aktienoptionspläne, Belegschaftsaktien und andere Mechanismen einzusetzen, um Mitarbeiter besser am Unternehmenserfolg zu beteiligen.

Eine variable Vergütung, die an Leistung oder Loyalität geknüpft ist, ist ein weiteres Instrument, um Mitarbeiter zusätzlich zu ihrem regulären Gehalt zu belohnen und ihre Motivation zu steigern. Hier sollten Arbeitgeber aber sorgfältig abwägen, was genau sie belohnen wollen. Dabei kann es sich zum Beispiel um die persönliche Leistung, die Unternehmensleistung, die Loyalität des Mitarbeiters oder sein soziales Engagement handeln. Verschiedenen Komponenten können verschieden bewertet und gewichtet werden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind jedoch immer zu berücksichtigen: In einigen Rechtsordnungen steht es Arbeitgebern frei, variable Vergütungssysteme einzuführen, in anderen gibt es erhebliche rechtliche Hindernisse.

Arbeitgeberseitige Fürsorge auch über die Beschäftigung hinaus

In vielen Ländern sind die Rentensysteme marode, und der demografische Wandel führt dazu, dass viele Menschen sich nicht mehr sicher sein können, im Ruhestand über genügend Geld zu verfügen. Auch potenzielle Arbeitnehmer, die am Anfang ihrer Karriere stehen, machen sich Gedanken über ihre finanzielle Absicherung im Alter. Die betriebliche Altersvorsorge kann eine attraktive Option sein, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden und zu zeigen, dass sich ein Unternehmen auch langfristig um seine Mitarbeiter kümmert.

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